1. Projekttitel:

Natursprung Kärnten

2. Ausgangslage:

In Österreich verschwinden jährlich etwa 2.300 Bauern – das Bauernsterben setzt sich kontinuierlich fort. Die agrarische Industrialisierung und Zentralisierung fordert letztlich auch von diesem Wirtschaftszweig ihre Opfer; vor allem die kleinstrukturierte Landwirtschaft ist einer tagtäglichen Existenzbedrohung ausgesetzt. Zwar erzeugen Werbemedien das Bild vom idyllischen Bauernhof und seinen glücklichen Tieren – aber solche Bilder sind irreführend und haben wenig bis gar nichts mit der Realität von Landwirtschaften zu tun[1]. Die heute übliche agrarische Massenproduktion riskiert nicht nur den Qualitätsverlust bei den Produkten (z.B. stressbelastetes Fleisch), sondern nimmt auch Tierquälerei in Kauf. Obwohl das Tierschutzgesetz vorsieht „ein Tier weder roh zu misshandeln noch ihm unnötig Qualen zuzufügen“, muss beispielsweise ein Schwein, welches mehr als hundertzehn Kilogramm wiegt, sein Leben auf einer Fläche von einem Quadratmeter verbringen. Für kleinere Schweine reduziert sich diese Fläche aliquot. Schlimmes Tierleid sind die Folgen von solchen Normierungen.

Die Systematik der Industrialisierung hat bewirkt, dass der Lebensmitteleinzelhandel in der Hand weniger Konzerne liegt – dieses System zerstört die Existenzgrundlage für Landwirte, die für die flächendeckende Versorgung mit fairen Lebensmitteln zu fairen Preisen produzieren. Denn für die Agrarindustrie sind Produktionsweisen, die den naturnahen, ökologischen, biologischen, regionalen, nachhaltigen und artgerechten Prinzipien folgen, nicht profitabel – bedauerlicherweise.

Diese Entwicklungen haben zudem irreparable Folgen für die Beziehung zwischen Konsumenten und Lebensmitteln: Der traditionelle, naturnahe Produktionskreislauf ist fragmentiert und für die Menschen in der Gesamtheit nicht mehr nachvollziehbar.

Die Menschen entfernen sich immer weiter von ihrer Nahrungs-Quelle.

Das kann man ändern!:

Fünf Bauern, aus vier unterschiedlichen Gemeinden unseres Bezirkes, haben eine gemeinsame Vision. Sie haben die Vision, dieses durch Werbemedien erzeugte, idyllische Bild Wirklichkeit werden zu lassen: Die Vision vom freien Bauern mit glücklichen Tieren, der die Menschen in seiner Umgebung mit stressfreien, guten, sauberen und fairen Lebensmitteln versorgt; und der die Konsumenten in die Abläufe am und um den Bauernhof einbezieht.

3. Projektziel:

Fünf Bauern gründen die Kooperation „Arbeitsgemeinschaft Natursprung Kärnten“.

Ihr Ziel ist die artgerechte Haltung der Tiere – daraus leitet sich auch der Name ab. „Natursprung“, beginnend bei natürlicher Zeugung und artgerechter Lebensweise der Tiere, bedeutet die (Wieder)Herstellung eines natürlichen traditionellen Produktionskreislaufs.

Die Veranschaulichung und Nachvollziehbarkeit des Konzepts und der Philosophie wird durch entsprechende Werbemittel (Folder, Homepage etc.), sowie durch gezielte Informationsmaßnahmen wie Führungen, Diskussionsabende, Verkostungen, Workshops, Ausstellungen und Messeauftritte gelingen.

Die fünf Bio-Bauern produzieren und vermarkten ihre Produkte unter der Marke „Natursprung Kärnten“. Eigens dafür wird am Schelmberg, am Übergang vom Görtschitztal nach Guttaring, ein Bauernladen errichtet; dieser ist verkehrsgünstig gelegen und bietet überdies mit seinen baulichen Anlagen und seiner Struktur ein geeignetes traditionell-bäuerliches Ambiente.

Regionale Nachhaltigkeit kann mit dieser Zielformulierung im natürlichen, nicht-industriellen ökologischen Kreislauf (wieder)hergestellt werden. Die Wertschöpfung orientiert sich nicht nur nach ökonomischen Maßstäben, sondern ist außerdem den lebenserhaltenden ökologischen Grundwerten verpflichtet und umfasst den Gesamtkreislauf der Produktionskette (artgerechte Tierhaltung, ressourcenschonende Produktion, Existenzsicherung für Landwirte und Direktvermarkter, Sicherstellung von Qualität bei den Produkten, zufriedene Kunden, erhöhtes Bewusstsein für Nachhaltigkeit bei allen Beteiligten).

4. Darstellung des Projektes

Projekteilnehmer, Gemeinde                                              

  • Franz Pirolt, Straßburg
  • Thomas Pirolt, Guttaring
  • Erich Pirolt, Guttaring
  • Rudi Rattenberger, Kappel
  • Florian Rattenberger, St. Georgen/Lgs.

Zusätzlich zur Produktion von Lebensmitteln „aus dem Natursprung“ erfordert die Realisierung des Projektes den Aufbau von …

  • Homepage und andere Informations- und Werbemittel (Folder, Visitenkarten etc.)
  • Marke „Natursprung Kärnten“
  • Bauernladen
  • Kommunikationsraum
  • Brotbackstube
  • Verarbeitungsräume für Fleisch, Gemüse, Kräuter, …
  • Sonstige Infrastruktur

Zusätzliche Maßnahmen:

Zweimal jährlich wird ein Diskussionsabend/Workshop zu aktuellen Themen der Region gestaltet. Dabei können die Produkte verkostet werden. Durch gezielte Information und Diskussion wird das Bewusstsein über die Wirkung von qualitativen, biologischen, nachhaltigen und fairen Lebensmitteln geschärft. Damit verbunden wird die Bedeutung regionaler Produkte und seiner Hersteller sichtbar.

Die Vorträge sind zu verschiedensten Themen geplant, wie gesunde Nahrungsmittel, artgerechte Tierhaltung, ökologische Zusammenhänge (Ressourcenverbrauch, Klimawandel etc.), körperliche und seelische Gesundheit.

Einmal pro Monat und bei Bedarf öfters ermöglicht eine Führung am Hof das unmittelbare Erleben der Tierfamilien sowie der Produktion (Schaubackstube, Kräutergarten, Obstgarten, Fleischveredelung etc.).

Auch hier wird das Bewusstsein zur Wirkung von qualitativen, biologischen, nachhaltigen und fairen Lebensmitteln geschärft und die Bedeutung regionaler Produkte und seiner Hersteller sichtbar.

Mindestens einmal pro Jahr werden das Konzept, die Philosophie und die Produkte auf einer regionalen Messe promotet.

Zusätzlich gibt es unter dem Titel Futter für die Seele eine psychologische, psychotherapeutische Praxis am Hof Schelmberg bei Guttaring: Psychotherapie als wertvolles Nebenprodukt einer gelungenen Landwirtschaft. Diese besondere Ressource soll in Workshops einfließen, die anhand vorbildlich-landwirtschaftlicher Produktion und Tierhaltung unsere menschlichen Grundwerte wie Vertrauen, Halt, Bindung und Beziehung in den Vordergrund stellen. Besonders Familien mit Kindern sollen professionell angeleitet werden, durch Beobachtung und Spiel mit den am Hof lebenden „Tierfamilien“ auf kreative Weise ihre eigenen Verhaltensweisen und ihren Umgang miteinander inniger und beziehungsvoller zu gestalten.

5. Grober Ablauf und Zeitplan für die Umsetzung

  • Planung Juni bis Dezember 2017
  • Errichtung Jänner 2018 bis Dezember 2019

6. Nutzen & erwartete Wirkung für die Region (Nachhaltigkeit)

  • Modellprojekt zur zukunftsweisenden wirtschaftlichen Nutzung von Bauernhöfen durch regionale Synergien von Landwirten
  • Wertschöpfung bleibt in der Region
  • Die Investition beschäftigt regionale Gewerbebetriebe
  • Vorbildwirkung für weitere Kooperationen dieser Art
  • Stärkung des ländlichen Raumes gegen die Abwanderung durch attraktive Angebote und Schaffung von Arbeitsplätzen in der Region.

[1] §2 UWG (Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb), irreführende Geschäftspraktiken:
(1) Eine Geschäftspraktik gilt als irreführend, wenn sie unrichtige Angaben (§ 39) enthält oder sonst geeignet ist, einen Marktteilnehmer in Bezug auf das Produkt über einen oder mehrere der folgenden Punkte derart zu täuschen, dass dieser dazu veranlasst wird, eine geschäftliche Entscheidung zu treffen, die er andernfalls nicht getroffen hätte